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1. Woche: Angst - Ressentiment - Hoffnung
Ist es nicht so, als wäre die Welt aus den Fugen geraten? Viele Gewissheiten lösen sich plötzlich wie in Luft auf. Das allgemeine Bedrohungsgefühl wächst - was sich auch in Umfragen deutlich zeigt - und beeinflusst natürlich auch uns psychotherapeutisch Tätige und unsere therapeutische Arbeit. Wir stehen vor neuartigen Herausforderungen. Dieser Zeitsituation wollen wir mit den Werkzeugen unserer Zunft, dem „Verstehen“ und „Analysieren“ im weitesten Sinne Rechnung tragen. Wie kann man diese Welt neu verstehen und in ihr bestehen? Und weiter, und das sehr praktisch, wie können wir uns selbst, unsere Gefühle wahrnehmen und beeinflussen? Wie gehen wir im Zusammenhang mit den aktuellen Bedrohungen mit unseren eigenen Ängsten, wie auch mit denen unserer Patienten um? Vor allem die verdrängte Angst weckt Ressentiments. (...)
2. Woche: Hass - Fanatismus - Versöhnung
Der Terror hat unser Land erreicht. Hass und Fanatismus verstören unser Zusammenleben. In der Bevölkerung breitet sich entsprechend Verunsicherung und auch Angst aus. Nach langer Zeit des Friedens ist unser Land wenig darauf vorbereitet. Wir erleben das Phänomen, dass Gewalt bei uns ausgeübt wird, obwohl sie hier nicht entstanden ist. Was kann dagegen unternommen werden? Was kann unsere Profession in dieser Situation an Lösungen und Konzepten anbieten? In unseren Behandlungen begegnet uns der Hass bei unterschiedlichen Patienten. Wenn die Wut das Gegenüber distanzieren will, zielt der Hass auf die Zerstörung des Objekts. Hass als das intensivste negative Gefühl vergiftet. Wenn Fanatismus als Besessenheit von einer Idee dazukommt, sind Übersprungshandlungen bis zum Terrorakt nicht ausgeschlossen. Hass und auch Fanatismus machen blind, so dass der Andere in seinem Anderssein nicht mehr wahrgenommen wird. Wie können das Empathiedefizit und die mangelnde Antizipation der Konsequenzen in solchen Momenten korrigiert werden? (...)
09. bis 21. April 2017, Lindau