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Nachkriegseltern, Kriegskinder, Kriegsenkel
Wie wir wurden, wer wir sind!
Wie wurden wir, wer wir sind?
Sehr geehrtes Auditorium, sehr geehrte Auditorium Community,
1998 hörte ich Martin Kirschenbaum (amerikanischer Psychotherapeut mit deutschen Wurzeln) sagen, dass mit jeder deutschen Familie,
mit der er bisher gearbeitet hatte, der Zweite Weltkrieg und seine Folgen belastende Konsequenzen für die Psyche der Menschen hatten.
Das fand ich komisch und ich dachte, na ja, bei den anderen vielleicht, bei mir nicht.
Und dass, obwohl sich mein Großvater mütterlicherseits erhängte, nachdem ihn die tschechische Geheimpolizei wiederholt gefoltert hatte. Meine Großmutter hat mir von seinen Wunden auf dem Rücken erzählt.
Und das weiter, obwohl mein Großvater väterlicherseits 7 Jahre in russischer
Kriegsgefangenschaft in Sibirien in einem Erzberg inhaftiert war und traumatisiert zurückkam.
Und obwohl die Familien meiner Mutter (Sudetendeutsche) und die meines Vaters (Ostpreußen) auf abenteuerlichen und gefährlichen Wegen ausgebürgert wurden, bzw. vor den Russen geflüchtet sind (1945), und beide Familien dann 1959 nochmals alles hinter sich ließen, um dem totalitären Regime der DDR zu entkommen, war ich der Meinung, dass der Krieg keine Spuren in meiner Familie und mir hinterlassen hatte
Ich konnte damals noch nicht sehen, wieviel und was mir transgenerational von meiner Ursprungsfamilie weitergegeben, ja, aufgeladen wurde.
Es dauerte lange, bis ich verstand, und noch länger, die Last abzuwerfen, sodass die nächste Generation (meine Kinder) so wenig wie möglich davon in ihrem Leben zu lösen hatte. Ganz ist das innerhalb einer Generation für mich nicht möglich gewesen.
Meine Eltern und Großeltern mussten erst einmal verdrängen. Sie haben die Trümmer im zerstörten Deutschland weggeräumt. Die Aufgabe meiner Generation war es, die seelischen Trümmer weg- und aufzuarbeiten.
Sich als Opfer des Krieges zu sehen, als Deutsche, die diese mörderische Brutalität ja losgetreten hatten, das war bis in die 2000-er Jahren nicht erlaubt. Meine Großeltern väterlicherseits hatten Hitler gewählt. Meine Oma sagte, sie wollte, dass der mal richtig aufräumt. Hat er ja dann auch gemacht.